Wissenschaftsrat: Hochschulausbildung für Pflegekräfte

(jf) Für eine Hochschulausbildung von Fachkräften in komplexen Aufgabenbereichen der Pflege, der Physio-, Logo- und Ergotherapie sowie der Geburtshilfe hat sich der Wissenschaftsrat ausgesprochen. In primärqualifizierenden patientenorientierten Studiengängen sollen künftig zehn bis 20 Prozent eines Ausbildungsjahrgangs mit einem Bachelor-Abschluss zur unmittelbaren Tätigkeit am Patienten befähigt werden. Die neu zu schaffenden Studienplätze sollten stärker als bisher an staatlichen Hochschulen und auch an Universitäten eingerichtet werden. Der Wissenschaftsrat berät seit mehr als 50 Jahren die Bundesregierung und die Regierungen der Bundesländer in Fragen der Entwicklung der Hochschulen, der Wissenschaft und der Forschung.

Mit seinen Empfehlungen greift der Wissenschaftsrat die sich abzeichnenden künftigen Entwicklungen im Gesundheitssystem auf, das vor großen Herausforderungen steht. Dabei geht es besonders um die Zunahme der Zahl multimorbider, chronisch erkrankter und pflegebedürftiger Menschen. Neue Möglichkeiten in der Diagnostik, Therapie, Prävention, Rehabilitation und Pflege würden die Anforderungen an die Gesundheitsfachberufe in ihrer Komplexität noch zusätzlich verstärken, heißt es in der Erklärung des Wissenschaftsrats. Auf die daraus resultierenden neuen und gestiegenen Qualifikationserfordernisse für viele Berufe der Gesundheitsversorgung müsse in der Ausbildung adäquat reagiert werden.

 „Um die Qualität der Gesundheitsversorgung zu sichern, wird es immer wichtiger, dass auch Angehörige der Gesundheitsfachberufe vermehrt eigenständig und evidenzbasiert handeln und ihre professionelle Tätigkeit auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnis reflektieren können,“ so der Vorsitzende des Gremiums, Wolfgang Marquardt. An Fachhochschulen sollten neu geschaffene Studiengänge unter dem Dach einer Fakultät für Gesundheitswissenschaften eingerichtet werden. Diese sollten eng mit einer Universität mit Medizinischer Fakultät kooperieren. An Universitäten neu geschaffene pflege-, therapie- und hebammenwissenschaftliche Studiengänge sollen unter dem Dach eines Departments für Gesundheitswissenschaften etabliert werden, das der Medizinischen Fakultät angegliedert ist.

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) hat die Empfehlungen begrüßt. „Mit dieser Empfehlung setzt sich der Wissenschaftsrat deutlich für eine überfällige Verbesserung der Gesundheitsversorgung ein“, so DBfK-Vize Gertrud Stöcker. Bisher würden notwendige Konsequenzen aus den sich verändernden Anforderungen an alle Gesundheitsberufe aus kurzsichtigen und eigennützigen Gründen verweigert. Ein Studienabschluss von 10 bis 20 der Absolventen eines Ausbildungsjahrgangs ist nach Meinung des DBfK jedoch zu niedrig angesetzt.

© NEWSLETTER FORUM aktuell vom 24. Juli 2012
Texte: (ug) Uschi Grieshaber | (jf) Jürgen Forster
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